Abgesang auf Olympia,1981
Als im Jahr siebenhundertsechsundsiebzig ante
der erste Läufer durch’s Olympiastadion rannte,
da sah’n die Männer nicht nur seine stille Blöße,
sie sah’n auch des olympischen Gedankens Größe!
Es sollten Spiele sein voll Würde und voll Weihe.
Für Frau’n verboten – was ich schwerlich verzeihe -,
doch durch die Göttin Hera kamen wir auch dran
und standen, wie man wahrlich weiß, uns’ren Mann.
Dem gesunden Körper wohnt, wie es heißt,
inne ein ebenso gesunder Geist.
Drum waren Philosophen, Dichter auch zugegen,
zum Wohl der Geisteskraft ihrer Bizeps-Kollegen!
Zum Ansporn schritt ein Flötenspieler einher.
Heut’ komm’n die Flötentöne ganz woanders her…
Die Spiele machten damals auch den Spielern Spaß!
Heut’ fragen die sich sicher: „Spaß, was ist denn das?“
Leistungsdrill, Rekordehatz, Medaillenkrampf
hatten nichts zu suchen im fröhlichen Kampf.
Wichtig war nur, dass man dabei gewesen ist.
Das ist passé. Es sei denn, du bist Tourist…
Heut’ oft, nach Hymne und olympischen Trümpfen,
gibt die pharmazeut’sche Küche Anlass zum Naserümpfen:
Ist doch die Frage bei manch peinlicher Visite;
„Sind Sie ein Hermes oder eine Aphrodite?“
Und die Medaillensieger von manch einem Land
befällt die Krankheit der „offenen Hand“;
man lässt sie lächeln für Pyjamas, Schuh und Strümp’,
na, da kichern ja die Götter vom Olymp.
Auch die Politiker, die haben’s längst erkannt:
Flagge und Hymne sind gut für Volk und Vaterland!
Und vor der Röhre fragen schaudernd sich die Leute:
„Wie viele Goldmedaillen haben wir denn heute?“
Auch gibt es oft polit-olymp’sche Meuterei,
Dann plötzlich entdeckt man Panzer-Folter-Rassismus-Barbarei
Und wie bei Sandkastenspielen heißt es gleich:
„Ihr seid böse und ich spiel nicht mehr mit euch“.
Verbissen quält man dich zu Tod, friedliche Idee.
Hellas wartet, kehr heim von deiner Odyssee!
Verwehr’ Politik und Mammon deinen heiligen Hain,
Die Völker wollen deinen Lorbeer wieder rein!
Ich sing’ den Abgesang:
Olympia wie’s bisher war,
das ist vorbei.
Auf einen neuen Anfang – Kalimera!