Rettet mich, den Wald, 1980
(Text u. Musik: Joana Emetz)
Ich war einmal ein wunderschöner Wald,
war wild und grün und tausend Jahre alt.
Ich gab euch Wasser, Schatten, Luft so rein,
hab’ euch mit meinem Laub beatmet
und geschützt vor Erosionen, Lärm und Staub
und gab euch Grund zum Sorglos sein.
Auch nahm ich oft manch’ müder Seele Sorgen ab,
die betäubt von Asphalt–Hektik in mein Dunkel trat,
hier süßen Duft und meine Ruhe trinkt,
wenn Surren-Gurren, Ächzen-Krächzen,
Hacken-Knacken, Brummen-Summen, Keifen-Pfeifen,
feine Waldmusik erklingt…
Doch ihr beutet täglich mich im Raubbau aus,
zum Wohl des Siedlungs-, Flugplatz-, Straßenbaus.
Noch unreif, muss ich unter Sägen enden,
bin nur noch Rohstofflieferant,
und im Produktionsprozess der Industrie
zunehmend zu verwenden.
Geschäftig pflanzt ihr schnellwüchsige Nadelhölzer an,
weil man die sehr bald wirtschaftlich nutzen kann!
Mein Laubbaumbestand wird dezimiert;
Mischwald schwindet, und mein Kreislauf
wird gestört, doch ich bin ganz
nach eurem Profit-Gesetz „zivilisiert“…
Habt ihr mich dann zu Tod gebracht, dann bleibt euch nur
noch eine Chemikalien-, Plastik-, Blechnatur!
Die Betonwelt müsst ihr mit grüner Farbe schminken,
und eure frische Luft aus Plastikbeuteln trinken.
Im Wald und auf der Heide –
ja, das war mal eine Freude!
Die Waldeslust ist dann vorbei,
denn jeder Frühling hat nur einen Mai…
In solchem kümmerlich – spärlichen Wald
ist niemanden’s mehr froher Aufenthalt.
Ich werd moos-, blumen-, pilz- und beerenleer,
und Salamander, Fuchs und Hase,
Reh und meine gefiederten Bewohner
finden keinen Raum zum Leben mehr…
Ihr erntet niemals Lebensqualität,
wenn ihr den Untergang tagtäglich sät!
Lasst eure Kinder nicht mit einer kranken Welt allein:
Ich will Schutz und Erholung bringen,
wie eure Dichter es besingen
und weiter eure grüne Menschenfreude sein.
Denn wenn ihr mich zu Tod gebracht, dann bleibt euch nur
noch eine Chemikalien-, Plastik-, Blechnatur!
Die Betonwelt müsst ihr mit grüner Farbe schminken,
und eure frische Luft aus Plastikbeuteln trinken.
Ein Vogel wollte Hochzeit halten
in dem grünen Walde –
fidirallala, fidirallala – der Rotschwanz
tanzt mit der Braut den Totentanz…
Denn wenn mein Atem auslöscht über eurer Welt,
die Sonne Feuer speit und gelber Nebel fällt,
der ehmals blaue Horizont im Staube liegt,
dann habt ihr mich, der euer Leben war, besiegt…
Ach, lohnt nicht mit Wirtschaftswachstums – Ungeduld
mir meine hundertjährig – zärtliche Unschuld,
dann werd ich mit euch noch viel tausend Jahre alt –
hört auf mein flehentliches Rauschen:
Rettet mich – den Wald!