Musikalische Demokratie-Geschichte
Jetzt-Erst-Recht Festival: Joana und Adax Dörsam Im Schatkistl
Es waren unruhige Zeiten – damals im 19. Jahrhundert. Deutschland war in 34 Fürstentümer aufgesplittert und jedes regierte nach seinem Gutdünken. Das Volk hatte nichts zu sagen, versank in Armut und soziale Not, bis sich einige Bürger gegen die Vielstaaterei und die Willkür der Herrschaftshäuser aufbäumten. Ihren Ausdruck fanden die politischen und sozialen Missstände und ihre Kritik an der Obrigkeit im Aufkommen zahlreicher Freiheits- und Arbeiterlieder, ironischer Spott- und Schmähgesänge. Es war ein Herzensprojekt der unvergleichlichen Mannheimer Sängerin Joana, diese Lieder wieder zu beleben. Nach alter Volksliedtradition hat sie manche aktualisiert und auf ihre charmante seelenvolle Art umgesungen. Zusammen mit ihrem langjährigen meisterhaft auf seinen Gitarren kommentierenden Begleiter Adax Dörsam rief sie im voll besetzten Schatzkistl mit den Liedern des Vormärz und der 1848er Revolution die Meilensteine der Demokratiegeschichte in Erinnerung.
Georg Herweghs Lieder über das palavernde Frankfurter Parlament oder die Satire des guten Bürgers stimmte das genial eingespielte Duo ebenso an wie die Gassenhauer vom unverwüstlich agierenden Friedrich Flecker oder vom Aufruf an die Bürger “Tun wir was dazu”. Auch die Volksweisen „Die Gedanken sind frei” oder das „Badische Wiegenlied” berührten die Zuhörer und Ferdinand Freiligath verbreitete mit seinem “Trotz alledem” – trotz Niederschlagung der Revolution 1848/1849 – kämpferischen Optimismus.
Demokratie, Grund- und Menschenrechte sind nicht selbstverständlich und müssen weiter verteidigt werden, so lautete das Fazit dieses gelungenen musikalischen und informativen Abends.
cha