REHA-LIED, 2004
Auch für dich ist’s vielleicht irgendwann im Leben mal so weit,
da stehst du an der Klinikrezeption, ´s ist Rehazeit.
Deine Schadenvisitenkarte um den Hals, du gehst am Stock,
wenn dich die strenge Alphadame einweist in den Betablock.
Schwester Renitenzia führt dich ein ins Reglement,
und der Etagenarzt auf Stippvisite grüßt dich en passent.
In deinem Zimmer an der Wand ein Monet,
und du bestaunst das hoch gelegte WC,
ziehst an einer Schnur, doch die war nur
die Alarmanlage – o weh!
Refr.: Wenn Schwester Angelina singt,
mit ihren Wanderspritzen winkt,
alle ha´m ein Gschpusi, nur du hast noch keins –
dann ist Rehawoche Nummer EINS.
Wenn dich der Physiotherapeut auf dem Schlingentisch verschlingt und aus dem Radio “Seid umschlungen Millionen” dringt,
wenn du Kopf stehst,weil die Schultergruppe dich ins Wasser treibt
und der Doktor dir noch mal heiße Luft verschreibt,
wenn bei Tisch Frau Weh erzählt von ihrer blutigen OP
und du kriegst nichts mehr runter, nicht mal Hagebuttentee,
wenn dein Tischnachbar, Herr Murke,
schweigt und guckt auf seine Gurke,
Cholesterinverbot vom Butterbrot droht
und du fühlst dich, wie ein Schurke –
Refr.: Wenn Schwester Angelina klopft,
mit ihren Wanderspritzen tropft,
ist dein Gschpusi dabei auch in der Seidenmalerei –
dann ist Rehawoche Nummer ZWEI.
Gegen Lärm im Ohr bekommst du stilles Wasser
und dein schwarzer Humor, der wird immer blasser.
Dein Nachbar hängt am Reizstrom in Entspannungsposition,
ein anderer umnebelt im Bistro „Avalon“.
In der Hüftkleingruppe hat sich Bein an Bein und Tête à Tête
deinem neuen Oberschenkelhals der Kopf verdreht.
Seit ihrer Hüft-OP, erzählt Frau Hanne,
hat sie ´ne Schraube locker in Kopf und Pfanne.
Und wenn ihr Sauerkraut zu laut verdaut
biege draußen sich ’ne Tanne –
Refr.: Wenn Schwester Angelina platzt,
mit ihren Wanderspritzen patzt,
alle ha´m ein Gschpusi, aber du hast zwei –
dann ist Rehawoche Nummer DREI.
Dann gibt´s den Abschiedsvortrag mit ernstem Visier
vom Herrn Professor, ganz in Weiß, so steht er vor dir:
„Sie wissen, dass die Gesundheitsreform auch uns zum Sparen zwingt,
zur Reha können Sie künftig nur noch bedingt.
Am allerbesten ist´s, Sie werden einfach nicht mehr krank.
Noch gesünder wär´s, Sie hätten ein Polster auf der Bank.
Hab´n Sie´s am Kopf, am Bein, am Herzen, an den Nerven und am Magen,
da hilft nur noch WALKING, so weit die Stöcke tragen.“
Refr.: Vergeht Ihnen Hören und Sehn,
können Sie nicht mehr gehn und stehn,
probiern Sie Wadenwickel mit Quark –
und bestellen schon mal ’nen Sarg.