Schon 500 Jahre lang, 1992
(Lied zum „Columbus-Jahr“)
1. Wie siehst du uns, weißer Bruder,
den roten Menschen auf beiden Inseln im Land
in das du einst über’s große Wasser kamst
und es „Amerika“ genannt?
Mal edelmütig – mal blutrünstig-wild
in deinen Western und Moritaten?
Immer noch Tapferkeitsbeweis für Conquistadoren
und deine „ruhmreichen“ Soldaten?
Schau die Wahrheit an: So wie einst deine Ahnen
über unser blühendes Land gefegt,
uns zerstörten wie eine Blume, der man
im Vorbeigeh’n den Kopf abschlägt,
so verläuft unsre Geschichte noch heute:
Als schmerzvoller Untergang
in Demütigung, Elend, Gewalt und Betrug
schon 500 Jahre lang!
2. Was fühlst du, weißer Bruder,
wenn du hörst von der Tyrannei
der Konzerne, die uns Indios gegen Hungerlohn schinden
in den Minen von Kupfer und Blei?
Und der Großgrundbesitzer Gewalt,
die uns antreiben, wie eine Herde,
auf den Plantagen wie Sklaven uns halten
auf unserer eigenen Erde?!
Bittere Armut und Krankheit und Hunger und Leid
das ist unser tägliches Brot.
Unsre Sprachen verboten. Unsre Kinder gestohlen.
Und vielförmig-täglicher Tod.
Wir wollen nicht länger auf Knien leben,
woll’n uns befrei’n von Ausbeutung und Zwang!
Das Schweigen der Bitterkeit liegt über unsren Tälern
schon 500 Jahr zu lang!
3. Was hörst du, weißer Bruder,
über uns, die wir im Norden zwischen Almosen und Repressionen
mit fremder Kultur, fremdem Gott, fremden Werten
eingepfercht sind in Reservationen?
Schlechte Nahrung, keine Arbeit, und wie man uns einst
mit Waffen und Whisky dressiert,
so werden wir heute mit leiser Gewalt
weiter rücksichtslos „yankeeisiert“.
Unsre Sanftmut endet! Vor dem Weltenrat fordern wir:
Hört auf uns zu unterjochen
und haltet gültige Verträge ein,
die ihr immer wieder gebrochen!
Entlasst uns aus der Freiheit, die IHR meint,
denn für uns ist sie Untergang.
Wir erdulden den unmenschlichen „way of life“
schon 500 Jahre zu lang!
4. Wie denkst du, weißer Bruder,
über das Wort, das ich heut’ an dich richte?
Du bist uns nicht nur in der Schöpfung verwandt,
du bist Teil uns’rer tödlichen Geschichte…
Alles was du uns angetan und noch tust
geschieht weiter, solang du drängst
nach dem Gold, an dem du unersättlich,
verheerend und unselig hängst.
Du willst wachsen und wachsen und ohne Ehrfurcht
unsre heilige Mutter Erde niederzwingen,
statt den Willen des Großen Geistes zu leben
in Harmonie mit allen lebendigen Dingen.
Wir und unsre Verwandten, die Pflanzen, die Vierbeinigen,
die Geflügelten und alle, die leben im Meer
ertragen die grausam-gierige Plünderung
keine 500 Jahre mehr.
Hilf mit, weißer Bruder, TU ETWAS,
auf dass du nicht dereinst
am Fluss der Geschichte sitzen wirst
und hoffnungslos mit uns weinst…