Vom Zauber des Lebens, 1973
Es war einmal ein Konsument,
dessen einziges Bestreben
es war zu zaubern und zwar transzendent.
Drum hatte er sich der Magie ergeben.
Zunächst zauberte er mit Hasen,
die ihm den Zylinderhut anfraßen.
Dann stieg er um auf Kaninchen,
doch die knabberten an den Gardinchen.
Und dann begegnete ihm Adelheid
an einem Sonntag, in aller Pracht.
Sie machten ein Duo auf zu zweit,
und das nicht nur für eine Nacht!
Nein, gezaubert wurde auch tagsüber,
es ging darunter und darüber:
Beim Geh’n und Steh’n und in der Düne
und gegen Gage auf der Bühne.
Die kleinen Tricks wurden bald nicht mehr applaudiert,
das konnt’ nicht ungehört bei ihm verhallen.
Und, nach Leistungsprinzipien dressiert,
ließ er sich was Neues einfallen:
Ein langer Kasten stand nun auf der Bühne,
die Säge in der Hand, der Zauber-Hüne
zersägte öffentlich die Adelheid
und machte sie zur „Dame ohne Unterleib“.
Jeden Abend lag sie nun in Stücken.
Man klatschte vom Parkett und von Balkonen.
Und ihr Rücken begann sie schon zu drücken,
doch das Publikum will Sensationen.
Und obwohl sie auch mal sägen wollte,
er sich von ihr zersägen lassen sollte,
verriet er ihr niemals diesen Trick.
„Sägen ist für eine Frau nicht schick!“
Doch eines Nachts, da hielt sie’s nicht mehr aus,
überraschte ihn im tiefsten Schlaf.
Sie holte das Instrument heraus
und begann zu sägen still und brav.
Sie tat’s mit Anmut, wie auch immer,
aber die Stücke wurden schräge!
Na, wer sagt’s denn, eine Frau hat nie und nimmer
das rechte Gefühl für eine Säge!
Und als die Stückchen nun so vor ihr lagen,
rechnete sie – zehn an der Zahl – genau.
Manch’ einer wird jetzt sicher sagen,
diese Gründlichkeit sei typisch Frau.
Was mir aber viel typischer erscheint:
er hat dabei nicht mal geweint!
Nun, ein tapf’rer Mann, wie er leibt und lebt,
zeigt keinen Schmerz, selbst wenn man ihn zersägt.
In Stücken lag er nun in voller Größe,
sie stand daneben, hilflos und schwach.
Und gab sie sich auch eine Blöße,
einer Frau sieht man das nach…
Wie erklärt sie’s nur der Polizei?
Es irren Menschen, solang sie streben!
Und, was hilft auch alle Zauberei –
sie konnte ihn nicht mehr zusammenkleben…
Ein Psychologe musste sich befassen
mit der der Analyse ihrer Tat.
Sie hatte sich auf den Zauber verlassen,
den eine Frau doch von Natur aus hat.
Und vor den Schranken vom Gericht
zeigt sie keine Regung im Gesicht!
Na, dass DIE FRAU immer schon gefühlskalt war,
das wissen wir ja seit Esther Vilar.
So mancher Mann denkt jetzt, das Schlimmste auf Erden
wär für ihn, als Frau gebor’n zu werden.
Ein and’rer spricht voll Schwärmerei:
„Lieber in Stücken, aber frei!“
Es drang aus freien Stücken
manche Wahrheit schon ans Tageslicht.
Ich will sie länger nicht unterdrücken,
meine Wahrheit, sie heißt schlicht:
Der Mann kann noch so große Dinge bauen –
es steht und fällt ein Volk mit seinen Frauen!!